01.10. - 07.10.2022 Spanien

San Sebastian, La Concha Bucht

Zwei Tage später erreichen wir San Sebastian. Hier sollen wir unser Ersatzteil für die Klimaanlage des Sprinters endlich abholen können, da es in Frankreich nicht zu bekommen war. Leider müssen wir feststellen, das die Werkstatt gar nichts bestellt hat und so müssen wir ein paar Tage mehr als geplant in der Gegend verbringen, bis das Teil endlich vor Ort ist. Das ist aber gar nicht schlimm, da wir wunderbares Wetter haben und so endlich die Gelegenheit bekommen San Sebastian näher kennenzulernen. Bei unserem ersten Besuch, damals noch mit dem Steyr, war ein näheres Kennenlernen wegen fehlender Parkmöglichkeiten nicht möglich und wir haben recht frustriert nur eine Kurzbesichtigung auf der Durchfahrt gemacht.

Wir finden zwei für Wohnmobile ausgewiesene Stellplätze. Der erste liegt weit außerhalb direkt an einer stark befahrenen Schnellstraße. Der zweite ist recht zentral gelegen, aber bis auf den letzten Platz besetzt. Aber wir finden zusammen mit einigen spanischen Womo´s in der Nähe einen Platz an einer ruhigen Straße – auch gut.

 

Von hier können wir die bekannte Bucht La Concha (die Muschel) mit gleichnamigem Strand Playa de La Concha gut zu Fuß erreichen. Die Mündung der Bucht wird durch die Felsmassive des Monte Igueldo (mit Vergnügungspark) und des Monte Urgull (mit der Jesusstatue) begrenzt. Wir wenden uns nach Osten zum Monte Igueldo und fahren mit der seit 1912 existierenden Standseilbahn (Funicular de Igueldo) hinauf. Unser Interesse gilt nicht dem kleinen Vergnügungspark, der mit seinen Buden und Karussels eher Kinder anspricht, sondern der grandiosen Aussicht über die Bucht, die Stadt, die kleine Isla de Santa Clara und das ganze Umland.

San Sebastian, Bucht La Concha, baskisch Donostia

Das Seebad San Sebastián (baskisch Donostia) zählt zu den schönsten Städten an der baskischen Küste und ist mit fast 190.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Baskenlandes. Es liegt etwa 20 km westlich der französischen Grenze im Bogen des Golfs von Biskaya. Durch strenge Bauvorschriften ist es weitestgehend gelungen, den architektonischen Charakter der Stadt seit Mitte des 19. Jahrhunderts zumindest im Bereich der La Concha Bucht nahezu unverändert zu erhalten.

Wieder zurück am Strand folgen wir seinem Verlauf bis in die Altstadt und stärken uns dort bei einigen leckeren Pinchos. Die findet man hier überall und sie werden sehr ansprechend garniert in den Fenstern der Gaststätten und Kneipen ausgestellt. Die Pinchos – baskisch Pintxos (ausgesprochen „Pintchos“), sind nichts anderes als die in Spanien bekannten Tapas.

 Basilica Santa María del Coro

Anschließend bummel wir noch etwas durch die Altstadt, entdecken die Plaza de la Constitución, auf der früher Stierkämpfe stattfanden und die Basilica Santa María del Coro und gehen dann zum Fuß des Monte Urgull, an dem auch das Aquarium der Stadt liegt.

Am nächsten Tag erkunden wir noch einmal die Strandpromenade und bewundern einen Künstler, der ein gigantisches Mandala in den Sand harkt. 

 Basilica Santa María del Coro

Vor dem Rathaus, das früher ein Spielcasino war, ist ein kleiner Jahrmarkt aufgebaut und hier befindet sich auch der Zieleinlauf des gerade stattfindenden Marathonlaufes. Auf unserem Rückweg passieren wir den Tunnel Pico del Loro auch unter dem Namen Loretopea bekannt. Dieser trennt die beiden in der großen Bucht gelegenen Strandabschnitte Ondaretta und La Concha voneinander. Bei Ebbe sind die beiden Strände miteinander verbunden, aber bei Flut muss man den Tunnel benutzen. Was mit Blick auf die künstlerische Gestaltung auch sehr empfehlenswert ist. Der Pico del Loro Tunnel vermittelt mit wunderbaren Blauschattierungen den Eindruck, durch einen Unterwassertunnel zu spazieren.

Donostia - San Sebastian

Ca. 25 km westlich von San Sebastian liegt die kleine Stadt Zumaia (span. Zumaya). Entlang der Küste gibt es eine interessante geologische Besonderheit – den Flysch. In Zumaia tritt er so eindrucksvoll zutage, dass sogar Szenen für die bekannte Fantasyserie Game of Thrones hier gedreht wurden. Ich habe zwar die Bücher gelesen, aber die Verfilmung nicht gesehen und bin somit unbelastet, was die optische Erwartungshaltung betrifft.

Klippen, Meer, Küste, Flysch, Zumaia
Felsklippen, Flysch, Zumaia

Aber was ist Flysch überhaupt? Mit diesem Begriff werden in der Geologie geschichtete, sich wiederholende Folgen aus verschiedenen Gesteinsarten bezeichnet, die durch Sedimentierung und Erosion eine lamellenartige Struktur bekommen. Diese Struktur ist am Itzurun Strand von Zumaia besonders stark ausgebildet.

 

Hohe, vertikal aufragende Kalksteinklippen beeindrucken mit außergewöhnlichen, spektakulären Formen und Farbnuancen. Sie erinnern mich an aneinandergelehnte Natursteinplatten, nur eben mit gigantischen Ausmaßen.

Mit etwas Glück finden wir einen Parkplatz in der Nähe des Hafenbeckens und machen uns zu Fuß auf den Weg zu dem etwas versteckt liegenden Itzurun Strand.

 

Nach Durchquerung der Altstadt folgen wir einer kleinen Stichstraße und werden von einer aus Flysch gebauten Drachenstatue empfangen. Eine Hommage an Game of Thrones? Wir wissen es nicht.

 

Eine Treppe führt hinab zu dem Strand und wir stellen fest, wie wichtig die Beachtung der Gezeiten ist.Die Ebbe ist leider noch nicht so ausgeprägt, dass wir die große Höhle in der langen Flyschwand auf der linken Strandseite betreten können – schade! Aber immerhin ist so viel Strand freigelegt, dass alle anderen Bereiche erreichbar sind.

 

Die hoch aufragenden Klippen vermitteln eine sehr spezielle Atmosphäre und ich würde gerne auch bei anderen Lichtsituationen Fotos machen, aber wenn man auf der Durchreise ist, muss man den Fotospot halt so nehmen, wie er gerade ist.

Flysch, Zumaia, Gesteinsformation, Meer
Gesteinsformation, Flysch

Flysch-Küste bei Zumaia

Wir fahren weiter entlang der baskischen Küste und sehen so manche Bucht und so manchen Ort, der einer näheren Erkundung wert wäre. Aber wir haben ja noch einiges vor und unser Fährtermin steht fest – glauben wir jedenfalls. Deshalb fahren wir heute noch ein weiteres Ziel an, eine kleine Insel, die mit einer langen Steintreppe mit dem Festland verbunden ist. Hört sich gar nicht so spektakulär an, ist es aber! Sogar so spektakulär, dass auch hier für Game of Thrones gedreht wurde. Im Film wurde die kleine Kapelle auf der Insel durch eine gewaltige Burg ersetzt und das Meer auf der anderen Seite der Insel durch den Flysch von Zumaia – die virtuelle Technik macht' s möglich – und fertig war die grandiose Burg Drachenstein (Dragonstone).

Insel, Brücke, San Juan de Gaztelugatxe

Das Hauptproblem bei Gaztelugatxe ist die Parkplatzsuche. Das Angebot an Parkplätzen steht in keinem Verhältnis zu dem Bekanntheitsgrad des Ortes und mit dem Wohnmobil ist es natürlich noch viel schwieriger. Nach nerviger und erfolgloser Suche kehren wir um und steuern einen einige Kilometer entfernten Parkplatz neben der Küstenstraße an. Thomas ist gestresst und hat keine Lust mehr auf die Erkundung und so mache ich mich alleine mit dem Fahrrad auf den Weg um doch noch die kleine Insel sehen zu können. Doch auch von den Besucherparkplätzen ist es noch ein ordentlicher Abstieg bis die Küste erreicht ist. Doch der Weg lohnt sich und der Anblick der Insel schlägt mich in seinen Bann. Eine trutzige Steinmauer verbindet Gaztelugatxe mit der Küste und schlängelt sich durch das Meer und die Insel hinauf bis zu der Kapelle. Auch ohne übermäßige Vorstellungskraft haben die Windungen der Mauer durchaus Ähnlichkeit mit dem Schwanz eines Drachen.

Gaztelugatxe ist nur ca. 270 Meter lang und an der breitesten Stelle ca. 80 Meter breit. 50 Meter über Meeresniveau auf dem höchsten Punkt der Insel steht das ehemalige Kloster San Juan de Gaztelugatxe . Gerne würde ich noch zu dem Kloster hochsteigen, aber die rund 240 Stufen schrecken mich ab, da ich noch den Aufstieg und die Rückfahrt mit dem Rad vor mir habe. Deshalb belasse ich es mit dem Eindruck vom Ufer und mache mich auf den Rückweg.

San Juan de Gaztelugatxe

Wir fahren noch weiter bis zu unserem nächsten Ziel der Ermita San Bernabe und dem dort ebenfalls zu besichtigenden Höhlensystem. Die Ermita ist ein bei ausländischen Touristen anscheinend noch nicht ganz so bekanntes Ziel und wir sind auf dem Parkplatz ganz alleine.

 

Am nächsten Morgen gehen wir rd. 500 Meter auf guten Wegen bis zu der Ermita. Tickets können online oder direkt an der Kasse, die in einer Nebenhöhle liegt, gekauft werden. Die ehemalige Einsiedelei San Bernabe liegt in einem großen Karstkomplex mit einem weitläufigen Höhlensystem, die Besichtigung haben wir uns aber für morgen aufgehoben.

Höhlenkirche, Ermita y Cueva de San Tirso y San Bernabe

Wann die Ermita in dem natürlich vorhandenen Höhleneingang erbaut wurde, ist nicht genau datiert. Man vermutet, dass sie aus dem 13. Jahrhundert stammt. Die Ermita und die Höhlen können nur im Rahmen einer Führung besucht werden und nachdem wir mit Helmen ausgestattet wurden geht es los. Zuerst wird den Besuchern jedoch ca. 10 Minuten lang ein Video vorgespielt. Da dieses nur auf spanisch dargeboten wurde, sind uns bestimmt einige Informationen entgangen.

Dann geht es endlich los und wir steigen auf gut begehbaren Treppen durch eine große, natürliche Höhle abwärts. Im Verlauf der Höhle sind Hohlräume zu sehen, die als Getreidespeicher genutzt wurden. Die in diesem Bereich zu vorhandenen „Höhlenmalereien“ sind allerdings jüngeren Datums. Es handelt sich um Graffiti aus dem letzten Jahrhundert. Am Übergang der Lagerhöhlen zu der Ermita ist ein großer brunnenartiger Behälter aufgeschichtet. In seinem Inneren liegen menschliche Knochen bzw. die Nachbildungen davon. Aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse erschließt sich uns die Bedeutung nicht so ganz. Dann erreichen wir den Bereich der in den Felsen gebauten Einsiedelei/Höhlenkirche.

Dieser ist der Höhepunkt der Besichtigung und uns wird viel Zeit für genaue Betracht-ungen gelassen. Es ist erlaubt, Fotos zu machen. Die Wände und Decken sind natürlichen Ursprungs und bis auf die un-zähligen Gemälde nicht bearbeitet. Die Gemälde stammen aus dem 18. und 19. Jh. und erzählen von den Wundern und Martyrien der Heiligen San Tirso und San Barnabas. Auf uns machen die Gemälde einen sehr grau-samen Eindruck. Die Heiligen müssen arg gelitten haben.

Ermita y Cueva de San Tirso y San Bernabe, Höhlenkirche, Gemälde

Durch das Eingangstor der Ermita kommen wir wieder in den Außenbereich und können uns frei auf dem Gelände bewegen um aus allen Perpektiven den Anblick der kleinen Einsiedelei zu genießen. Die Besichtigung von außen ist übrigens jederzeit und kostenfrei möglich.

Auch die Landschaft in der Umgegend ist attraktiv. Von dem Parkplatz steigt das Gelände an, bis der Felsabbruch, in den die Ermita gebaut wurde der Erkundung ein Ende setzt. Im Hintergrund sind kleine Ortschaften und landwirtschaftlich genutzte Flächen zu erkennen. In den steilen Felswänden leben verwilderte Ziegen.

Von oben werden sie von einer stattlichen Anzahl Gänsegeier beobachtet, die sich in der morgendlichen Thermik in den Himmel schrauben und vielleicht darauf hoffen, dass eine von ihnen vielleicht nicht so trittsicher ist wie der Rest der Gruppe. Bevor die Gänsegeier sich im Umland verteilen, kreist die bestimmt 80 Tiere umfassende Gruppe sehr lange genau über uns.

Ermita y Cueva de San Tirso y San Bernabe

Ermita y Cueva de San Tirso y San Bernabe

Am nächsten Morgen steht eine weitere Besichtigung des gewaltigen Höhlensystems an. Die Ojo Guareña Höhlen mit mehr als 100 km unterirdischer Gänge und Galerien bilden den größten Karstkomplex in Spanien. Man kann unter verschiedenen Führungen wählen, was wir anfangs nicht ganz verstanden haben, da wir dazu so gut wie keine Informationen im Internet fanden. So haben wir uns mehr oder weniger zufällig für die Tour „Cueva Palomera zu Sima Dolencias“ entschieden. Das ist mit 1,5 km die kürzere Route, die zu den Sima Dolencias und auf demselben Weg zurück führt.

Sima Dolencias, Höhlenschacht

Am Anfang steht eine kleine Wanderung talwärts, bis unsere Gruppe den mit einem Zaun gesicherten Höhleneingang erreicht. Unser Führer spricht ausschließlich spanisch, was die Verständigung leider erschwert und viele Erklärungen für uns unverständlich macht.

Sima Dolencias

Die Höhlen sind weitestgehend in naturbelassenem Zustand. Die Beleuchtung findet ausschließlich über unsere Stirnlampen statt und der Boden ist teilweise recht rutschig. Dadurch vermittelt die Tour aber ein sehr natürliches und ursprüngliches Gefühl. Ein besonders Highlight sind Bakterienkulturen, die in großen Mengen die Höhlendecken bedecken und den Eindruck eines leuchtenden Sternenhimmels vermitteln. Fotografieren ist nur an wenigen Stellen und mit Vorankündigung durch den Führer erlaubt.

 

Bei der Sima Dolencias handelt es sich um einen fast 30 Meter hohen kaminartigen Schacht. Man fühlt sich ziemlich kein, wenn man dort am Boden steht und zur weit entfernten Öffnung empor schaut. Zurück geht es über den gleichen Weg und nach rd. 2,5 Stunden ist die Tour beendet.


Höhlenwanderung Cueva Palomera zu Sima Dolencias

Sima Dolencias

Eremitorio de San Pedro de Arges, Höhlenkirche

Die Einsiedelei San Pedro ist die Ruine einer romanischen Höhlenkirche bei Argés in der Provinz Burgos. Sie ist auch unter dem Namen Cueva de los gitanos (Höhle der Zigeuner) bekannt. Das Eremitorio ist schwer zu finden. Es liegt an der Straße zwischen Incinillas und Valle de Manzanedo. Nur ein kleiner Weg führt unbeschildert zu dem Heiligtum deshalb ausnahmsweise mal Koordinaten: 42º 53' 27.26" N ; 3º 40' 1.73" W 

Es wird angenommen, dass die Ursprünge der Einsiedelei im 9. und 10. Jahrhundert liegen. Sie ist ein Beispiel für eine romanische Höhlenkirche, die zu einem Wallfahrtsort für die Menschen in der Umgebung wurde. Sie besteht aus zwei Räumen, die von nicht mehr erhaltenen Tonnengewölben überdacht waren. Am Eingang befand sich ein Raum für eine Grabkapelle mit zwei auf einem Sockel ausgehobenen Gräbern. Der Altar wurde in Form eines Halbkreises in den Fels gegraben.

Eremitorio de San Pedro de Arges

Die Klosterruine Santa María de Rioseco ist eine ehemalige Zisterzienserabtei ca. 70 km nördlich von Burgos an der N-232. Die Straße ist ziemlich eng und es gibt nur eine schmale Bucht als Parkmöglichkeit direkt neben der Straße wo maximal 3 PKW Platz finden. Glücklicherweise sind wir ganz allein. Wir gehen den Hang hoch bis zum Eingang des Klosters, dass kostenfrei besichtigt werden kann.

Monasterio de Santa Maria de Rioseco, Klosterruine

An seinem heutigen Platz wurde das Kloster 1236 gegründet und einem Zisterzienserorden überlassen. In dieser Zeit lebten ca. 100 Personen in dem Kloster, von denen rd. 30 Mönche waren. Man betrieb eine umfangreiche Landwirtschaft mit vielen Obstbäumen und laut Angaben auf den Informationstafeln über 2000 Nutztieren.

 

Im Spätmittelalter erlebte das Kloster seine Blütezeit, litt aber stark unter den Freiheits-kriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

1835 wurde das Kloster aufgelöst und anschließend als Pfarrkirche und Friedhof genutzt.

Monasterio de Santa Maria de Rioseco, Klosterruine, Bogengang

In den Folgejahren verfiel die Anlage immer mehr. Die jetzt noch erhaltenen Ruinen haben eine sehr starke Ausstrahlung und begeistern mein Fotografenherz.

 

Über eine steinerne, stockdunkle Wendeltreppe erreichen wir eine Aussichtsplattform mit Ausblick über das ganze Klostergelände. Das ist ein wirklich spektakulärer Aussichtsplatz! Und zwar nicht nur wegen der Aussicht. Wir stehen auf einer kleinen, balkonartigen Gitterplattform mit direktem Blick durch die Ruinen bis auf den weit unter uns liegenden Boden. Das ist schon ein recht spezielles Gefühl!

 

Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen erkunden wir die anderen Gebäude und den ehemaligen Klostergarten.

Dieser ist nach alten Überlieferungen wieder angepflanzt worden und sieht inmitten der umgebenden Ruinenwände sehr schön aus. Beeindruckend sind auch die dicken Ranken alter Kletterpflanzen, die einen Großteil der Ruinen in festem Griff haben und der Anlage einen morbiden Charme verleihen.

Monasterio de Santa Maria de Rioseco

Orbaneja del Castillo ist das letzte Ziel auf unserer heutigen Tagesetappe. Das kleine, nur ca. 40 Einwohner zählende Dorf liegt auf rd. 730 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in einer Schleife des Flusses Ebro. Wir kommen am späten Nachmittag an und die kurz vor dem Ortseingang liegenden großen Parkplätze machen uns klar, dass der Ort in der Saison ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Orbaneja del Castillo, Wasserfall

Bekannt ist das Dorf für die in der Cueva de Agua entspringende Quelle, deren Wasser – je nach Stärke der Regenfälle – wasserfallartig über Sinterterrassen nur wenige Meter an den Häusern des Dorfes herabfällt und unterhalb des Dorfes mehrere kleine, türkisblaue Teiche, die Pozas de la Turquesa bildet. Leider spendet die Quelle jahreszeitbedingt nur sehr wenig Wasser und deshalb beeindrucken uns die dem Dorf gegenüberliegenden, skurril geformten Felsen deutlich mehr.

Die Ortsbezeichnung „del Castillo“ ließ uns vermuten, dass wir eine Burg vorfinden. Doch hier sind damit die durch Wind und Regen gestalteten Zinnen aus Kalkstein auf dem 804 m hohen Felsengrat gemeint, den der Ebro in einer engen Schleife umfließt.

 

In Orbaneja del Castillo baute der Templerorden eine Herberge für Pilger, die auf dem Jakobsweg unterwegs waren. Als der kleine Ort sogar Stadtrechte erhielt, wurde im 15. Jahrhundert die Kirche Santa María erbaut. Aufgrund seines immer noch mittelalterlichen Ortsbildes wurde das kleine Dorf im Jahr 1993 als historisches Kulturgut eingestuft. Bei einem Rundgang durch die engen Gassen können wir uns gut vorstellen, wie hart das Leben früher an so einem Ort gewesen seien muss, der über Jahrhunderte ausschließlich von Landwirtschaft und Viehzucht lebte.

Orbaneja del Castillo

Am nächsten Morgen geht es weiter zur Schlucht von Yecla. Diese ist auch bekannt als Desfiladero de la Yecla, liegt südlich von Burgos und ist einer der engsten Schluchtenwege Spaniens. Er führt über eine Reihe von Brücken und Laufstegen, durch die Yecla Schlucht, die ein Nebenfluss des Rio Mataviejas über Jahrmillionen in das Kalkgestein gegraben hat.

Desfiladero de la Yecla

Mit rd. 600 Metern ist die Yecla Schlucht nicht sehr lang, aber die teilweise bis zu 100 Meter senkrecht aufragenden Felswände stehen oftmals nur 2 Meter voneinander entfernt und ich habe zeitweise den Eindruck eher durch eine Höhlensystem als durch eine Schlucht zu gehen. Auch die Farbvielfalt der Felsen sind beeindruckend.

So spektakulär die Bilder aus der Schlucht auch sind, so einfach ist sie auch zu begehen.

Der große Parkplatz liegt nur wenige Meter von dem Beginn des Schluchtenweges entfernt und der Weg selber ist auch für Kinder und nicht trainierte Menschen völlig unproblematisch.

Der Rückweg erfolgt übrigens auf der gleichen Strecke wieder zurück. Die Schlucht ist „rund um die Uhr“ geöffnet. Eintritt wird nicht verlangt. Da die Stege etliche Meter über dem Schluchtgrund angebracht sind, ist es auch egal, ob der Fluss gerade viel Wasser führt oder nicht.

Desfiladero de la Yecla

Die Schlucht von La Yecla ist Teil des Naturparks "Sabinares del Arlanza - La Yecla" der sich über eine Fläche von 26.055 Hektar erstreckt.

 

Auf den hohen, unzugäng-lichen Felskämmen nistet mit rd. 100 Brutpaaren eine sehr große Kolonie Gänsegeier. Ich bin begeistert. Eine tolle Naturkulisse und dann auch noch Geier satt – was will ich mehr!

 

Die Geier sammeln sich in solchen Mengen auf den Felskämmen, dass die später ankommenden Tiere kaum noch Platz finden. Dank des guten Kamerazooms lassen sich tolle Momente von An- und Abflügen beobachten.

 

Desfiladero de la Yecla

Yecla Schlucht - Desfiladero de la Yecla

Yecla Schlucht - oder manchmal braucht man einfach Hochformate.

Yecla Schlucht - unter Geiern!

Das Kloster San Pedro de Arlanza liegt am Ufer des Flusses Rio Arlanza, der ihm auch seinen Namen gab. Im Jahr 912 als Einsiedelei gegründet, wurde dieses Kloster als "Wiege Kastiliens" bezeichnet. Die Hochzeit von San Pedro de Arlanza reicht von der zweiten Hälfte des 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Der Verfall begann im Jahr 1836 mit der Genehmigung des königlichen Erlasses, der die Klostergüter beschlagnahmte. Durch die Desarmortisationsdekrete Álvarez Mendizábals wurden unproduktive Flächen und Ländereien der Kirche und der Orden enteignet und das Kloster geschlossen.

Monasterio de San Pedro de Arlanza, Baum im Kloster

Anschließend verfielen die Gebäude, wertvolle Fresken, Portale etc. wurden in Museen auch außerhalb Spaniens verbracht, u.a. in das Metropolitan Museum in New York. Auch der Bau der heute neben dem Kloster herführenden Straße, bei dem Sprengungen vorgenommen wurden führte zum weiteren Einsturz von Mauern und Gewölben. Auch die Plünderung von Steinen als Baumaterial für neue Häuser etc. führte zu weiterem irreversiblen Verfall. 1931 wurde San Pedro de Arlanza zum kunsthistorischen Denkmal erklärt und man ergriff Maßnahmen, um den Verfall einzudämmen.

Heute kann das Kloster kostenfrei besichtigt werden und viele Infotafeln klären über seine bewegte Vergangenheit auf. Leider fand ich keinerlei Informationen zu dem gigantischen Nadelbaum, der den ersten Innenhof dominiert und mit seiner Krone fast vollständig überragt. Es ist wirklich ein skurilles Bild – dieser mächtige Baum der über 2 Stockwerke hinausgewachsen ist und dessen Krone schon von weitem über dem Kloster zu erkennen ist.

Monasterio de San Pedro de Arlanza, Baum, Innenhof
Monasterio de San Pedro de Arlanza

Von der Ausstrahlung und der Größe der Anlage, sprach mich allerdings die vor ein paar Tagen erst besichtigte Klosterruine Santa María de Rioseco deutlich mehr an.

 

Monasterio de San Pedro de Arlanza

Monasterio de San Pedro de Arlanza