03.09. - 09.09.22 Belgien, Frankreich

Anfang September starten wir zu einer neuen Tour auf der wir u.a. die französische Atlantikküste entdecken möchten. Unseren ersten Übernachtungsstopp machen wir in Holland an einem See mit dem Namen Eersel. Am nächsten Tag erreichen wir am frühen Vormittag Brügge und brechen sofort mit unseren Fahrrädern in die Altstadt auf. Brügge ist die Hauptstadt von Westflandern und liegt im Nordwesten Belgiens.

Brügge

Brügge gefällt uns sehr gut und wir probieren gerne die regionalen Spezialitäten. Natürlich kaufen wir auch die bekannten belgischen Pralinen. Die Waffeln schmecken gut, aber sie sind so extrem luftig, dass ich die Vermutung äußere, dass sie mehr Backpulver als Mehl enthalten.

Marktplatz Brügge, Belgien, bunte Häuser
Brügge

Der Marktplatz mit den schmucken Häusern und dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Belfort-Turm ist eine weitere Attraktion. Wir bummeln entlang der charakteristischen Kanäle über kopfsteingepflasterte Straßen und viele Brücken durch das Stadtzentrum. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel geht es zurück zum Sprinter und da es noch nicht zu spät ist, machen wir noch etwas Strecke. In Frankreich suchen wir uns einen ruhigen Parkplatz an einem See bei Arques-la-Bataille. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht und haben am frühen Morgen einen schönen Blick auf die Ruine des Chateau d` Arques-la-Bataille.

Stadtbummel durch Brügge

Brügge im Hochformat

Als nächstes besuchen wir Veules-les-Roses. Dieses kleine Dorf bietet zwei Besonderheiten. Zum einen ist es eines von 6 normannischen Dörfern, das den Titel „schönste Dörfer Frankreichs“ tragen darf. Zum anderen fließt durch Veules-les-Roses der mit 1149 Metern kürzeste Fluss Frankreichs.

Wanderweg Veules-les-Roses

Um eben jenen Fluss Veules führt ein gut ausgeschilderter Rundweg. Gleich am Beginn des Weges kurz hinter der Quelle liegen große Felder in denen Brunnenkresse angebaut wird. Weiter geht es an reetgedeckten Fachwerk-häusern, Steinhäusern aus Feuerstein und roten Ziegelsteinen sowie verschiedenen Mühlrädern bis an die Steilküste, die mit ihren weißen Kalkfelsen zur sogenannten Alabaster-küste gehört. Am weitläufigen Strand lohnt ein Blick auf die Kiesel, die überwiegend aus Feuersteinknollen bestehen und durch die Brandung abgeschliffen teils interessante Muster aufweisen. Uns gefällt Veules-les-Roses sehr gut nur leider spielt das Wetter nicht so ganz mit, was es schwieriger macht auf Bildern den Charme des Örtchens einzufangen.

Seit kurzem hat unsere Klimaanlage den Dienst quittiert. Deshalb fahren wir nach Rouen zu einer Mercedeswerkstatt. Ohne Terminvereinbarung hat man aber keine Zeit für uns. Schließlich fährt der Sprinter ja noch. Also gibt es statt Werkstattaufenthalt eine Stadtbesichtigung. Das schlechte Wetter tut sicherlich seinen Teil dazu, aber so richtig warm werden wir mit Rouen nicht. Als dann uns dann noch eine Militärpatrouille – sieben Soldaten mit MG - „verfolgt“, finden wir es endgültig ungemütlich.

Rundgang durch Rouen

Rouen - Sakralbauten im Hochvormat.

Am späten Nachmittag fahren wir weiter nach Jumieges, einem kleinen Ort, der in einer Flussschleife der Seine zwischen Le Havre und Rouen liegt. Unser Ziel ist die Ruine der Abtei von Jumieges, die eine der schönsten Ruinen Frankreichs sein soll. Gegenüber der Abtei gibt es einen einfachen Wohnmobilstellplatz mit Ver- und Entsorgung. Erfreulicherweise ist dieser auch noch kostenfrei. Von dort gelangen wir über ein Torhaus auf das umfangreiche Klostergelände.

Abtei von Jumieges, Abbaye de Jumieges, Klosterruine
Abtei von Jumieges, Abbaye de Jumieges, Ruine Kloster

Die Abbaye de Jumieges wurde um 654 nach Christus vom heiligen Philibert, dem Sohn eines fränkischen Grafen gegründet.

 

Bis zu den Religionskriegen und den damit verbundenen Plünderungen war Jumieges eines der größten Klöster Frankreichs.

 

Im 17. Jahrhundert erlebte die Abtei einen Aufschwung und wurde erneut ein wichtiges intellektuelles Zentrum. In dieser Zeit erfolgten auch weitere Anbauten.

Während der Französische Revolution wurde das Kloster aus dem Staatsbesitz an Privatleute verkauft.

Anschließend diente es leider lange Jahre als Steinbruch und erfuhr sehr schwere Beschädigungen. Erst die Familie Lepel-Cointet, die die Abtei Mitte des 19. Jahrhunderts kaufte, rettete und sicherte die Überreste.

Abtei von Jumieges, Abbaye de Jumieges, Ruine Kloster

Wir sind von den gewaltigen Ruinen sehr beeindruckt und ich habe mal wieder ein Fotomotiv gefunden, dass mich absolut begeistert und mit seinen gewaltigen Ausmaßen aber auch entsprechend fordert.

 

Hier noch ein paar Daten zu den Abmessungen der Ruinen der Abbaye de Jumieges:

 

Die Westfassade ist im romanischen Stil errichtet. Ihre Doppeltürme haben eine Höhe von 46 Metern.
Die Seitenwände des Mittelschiffes sind 25 Meter hoch und somit das höchste romanische Kirchenschiff in der Normandie.

 

Von den reichhaltigen Gemälden der Abtei ist leider kaum noch etwas erhalten. Ein Vogelmotiv an einem Kapitell im Hauptschiff und Reste eines Deckengemäldes sind alles, was wir entdecken konnten.

Unser Fazit: Ein absolutes Muss für Liebhaber alter Ruinen und geschichtsträchtiger Orte und ein Highlight das man absolut nicht verpassen sollte sowie ein Leckerbissen für Fotografen.

Ein Rundgang durch die Abbaye de Jumieges

Die Abbaye de Jumieges braucht auch Hochformate!

Am nächsten Tag fahren wir zurück zur Küste nach Etretat. Das bekannte Seebad liegt nördlich von Le Havre am Ärmelkanal an der Alabasterküste (Côte d'Albâtre) im Département Seine-Maritime der Normandie. Früher ein kleines Fischerdorf ist es heute als «Grand Site National» ausgezeichnet und gehört nun zu den fünf größten Touristenmagneten der Haute-Normandie. Wir parken auf einem Wohnmobilstellplatz direkt am Ortseingang, da es im Ort eng wird und größere Fahrzeuge dort ohnehin keine Parkplätze finden.

Etretat, Alabasterküste, Kreidefelsen

Seine Beliebtheit beruht hauptsächlich auf den berühmten Klippen, einem Naturwunder, das den Ort weit über die Grenzen der Normandie hinaus berühmt gemacht hat. Die steilen Kreidefelsen, bilden teilweise bizarre Felsformationen und imposante Felstore.

Etretat, Alabasterküste, Kreidefelsen, Felsentor
Etretat, Alabasterküste, Kreidefelsen, Felsentor

Mit Blick auf die unsicheren Wetterver-hältnisse – das gute Wetter hat uns leider seit Brügge verlassen – entscheiden wir uns für den Aufstieg auf die rechte Klippenseite. Es geht wirklich steil nach oben, aber die herrlichen Ausblicke auf den gegenüber liegenden Küstenabschnitt lohnen die Mühe. Die Umrisse des berühmten "Elefantentores" sind einfach zu erkennen.

 

Oben angekommen empfängt uns die schlichte Kapelle Notre-Dame-de-la-Garde, die nur rd. 50 Meter von der Steilküste entfernt liegt und auf dem Hochplateau zumindest etwas Windschutz bietet.

Wieder zurück am Strand beobachte ich noch die Tierwelt im von der Ebbe freigelegten Tiedebereich und genieße die Aussicht auf das große Felsentor, dessen Umrisse an einen Elefanten erinnern. Eigentlich würde ich gerne auch noch die linke Klippenseite erkunden, aber es liegt noch der Weg zum vor dem Ort gelegenen Wohnmobilstellplatz vor mir und so mache ich mich lieber auf den Rückweg.

Etretat, Jardin, Garten, Felsentor, Kreidefelsen

Nur wenige 100 Meter von der Kapelle entfernt liegt eine weitere Sehenswürdigkeit – die Gärten von Etretat mit bestem Blick auf das bekannteste Felsentor die Aiguille Creuse („Hohle Nadel”).

 

Reine Formschnittgärten wecken normalerweise nicht mein Interesse, aber hier verbinden sich botanische Skulpturen mit zeitgenössischer Kunst zu einer interessanten, harmonischen Mischung. Die außergewöhnlichen Gärten Jardins d'Étretat wurden von dem Landschaftsarchitekt Alexandre Grivko gestaltet, der sich 2016 von der Flora der normannischen Küste inspirieren ließ, um die Gärten der Villa Roxelane auf einer Fläche von weniger als einem Hektar wiederzubeleben. Er erschuf einen komplexen und faszinierenden Parcours aus Pflanzenskulpturen in den eine Kunstsammlung integriert ist, die sich perfekt in die Architektur des Gartens einfügt.

In Dives-sur-Mer treffen wir uns mit lieben Reisebekannten, mit denen wir schon in Portugal und Marokko unterwegs waren. Von dort wollen wir an die Spitze der Halbinsel nach Cerbourg- en-Cotentin fahren, aber die kleinen Nebenstraßen, die wir immer so gerne fahren sind hier in einem solch desolaten Zustand und gefühlt alle 100 Meter mit heftigen Schwellen versehen, dass wir nach kurzer Zeit aufgeben und entnervt in Arromanches-les-Bains erneut mit unseren Freunden Station machen. Arromanches-les-Bains ist ein kleines Seebad am Ärmelkanal und eine der historischen Stätten der Landung der Alliierten in der Normandie. Der kleine Ort wird eingerahmt von zwei großen Klippen und in einer Regenpause machen wir einen kurzen Spaziergang durch den Ort. Im Gegensatz zu anderen Touristenorten findet man hier in den Andenkenläden Miniaturmodelle von Panzern und Spielzeugsoldaten.

Da wir uns erst übermorgen mit unseren Freunden am Mont Saint-Michel wiedertreffen wollen, haben wir noch etwas Zeit und entdecken einen schönen, freien Stellplatz – eher eine Wiese ohne jede Infrastruktur – bei Dragey-Ronthon am Chemin Montois. Hier erleben wir eindrücklich, wie stark sich die Gezeiten auswirken. Als wir gegen Mittag ankommen und in der Hoffnung auf ein erfrischendes Bad im Meer über den Dünenkamm klettern ist die Enttäuschung groß. Das Meer ist weg! So weit weg, dass es überhaupt nicht mehr zu sehen ist und man kann wirklich weit sehen. Also wird aus dem geplanten Bad ein Strandspaziergang mit Muschelsuche von denen es hier sehr viele und hübsche Varianten gibt. Gegen Abend ist die Überraschung wieder groß. Jetzt ist das Meer da. Und wie es da ist! Kräftige Wellen schlagen an den Strand, der auf wenige Meter zusammengeschrumpft ist.