22.09. - 30.09.22 Frankreich

Château de Suscinio, Burg

Das Château de Suscinio ist eine trutzige, im 13. Jahrhundert erbaute Wasserburg, die nahe am Golf von Morbihan auf der Rhuys-Halbinsel liegt. Die beein-druckende Burgruine wurde in den letzten 50 Jahren nach einer wechselvollen Geschichte umfangreich restauriert und bietet heute Einblicke in die Geschichte der Residenz der Herzöge der Bretagne. Große Parkplätze zeigen, dass es in der Hauptsaison hier ziemlich lebhaft zugehen muss.

 

Die gut restaurierte Anlage vermittelt mit moderner Technik wie Videoprojektionen etc. viele Eindrücke über das Leben in einer Burg zur Zeit des Mittelalters. In einigen Bereichen wird deutlich, dass man sich auch auf jüngere Besucher eingerichtet hat. Im“ Neuen Turm“ und in den Räumlichkeiten im Westflügel werden den Besuchern mit einer multimedialen Inszenierung klassische bretonische Legenden nähergebracht. Merlin der Zauberer entführt uns in einer aufwendigen Tonbildschau an den geheimnisvollen Hof von Camelot. Auch die ruhmreichen Rittern der Tafelrunde sind versammelt und man kann sich auf eine virtuelle Suche nach dem Heiligen Gral im Wald von Brocéliande begeben. Aber Vorsicht – im Turm lauern auch noch viele andere mystische Kreaturen wie die Fee Morgane, Drachen, Löwen, verzauberte Hirsche und viele andere. Die Restaurationsarbeiten sind aber noch lange nicht abgeschlossen und in einigen Bereichen kann man bei Ausgrabungs- und Restaurationsarbeiten zuschauen.

Chateau de Suscinio

Der Ort Kerhinet im Westen des Sumpfgebietes von Brière im Departement Loire-Atlantique, ist wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. So malerisch wie sich die mit Röhricht aus den umgebenden Sumpfgebieten gedeckten Häuser geben, ist das Leben damals vermutlich nicht gewesen. Trotzdem vermittelt das kleine Museumsdorf ein unglaubliches Wohlgefühl fernab aller modernen Errungenschaften und ohne jede Hektik.

Kerhinet, Haus mit Strohdach, Museumsdorf

Die Ortschaft war längst verlassen, als sich die Parkverwaltung des Naturparks von Brière dazu entschloss das Dorf komplett zu restaurieren, um dieses lokale Erbe zu bewahren. Bis heute wurden 19 Häuser, Brotbacköfen und ein Brunnen wieder zum Leben erweckt. Ein Teil der Häuser beherbergt jetzt Gastronomiebetriebe und Läden mit vielen lokalen Spezialitäten.

Um den Besuch zu vereinfachen bieten liebevoll gestaltete Schilder ausführliche Informationen, die vieles über das damalige Leben im Dorf erklären. Uns gefällt der übrigens kostenfreie Besuch im Museumsdorf sehr gut und wir verbringen auf dem zur Anlage gehörenden Parkplatz eine ruhige und ungestörte Nacht.

 

Museumsdorf Kerhinet

Der Besuch der Stadt Nantes sollte einer der Höhepunkte dieser Reise werden. Leider macht uns das Wetter und andere Widrigkeiten einen Strich durch die Rechnung. Schon die Suche nach einen Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit erweist sich als Problem. Der nur mit spezieller Vertragskarte zu benutzende Womo-Stellplatz ist ausgebucht und so landen wir letztlich auf dem gegenüberliegenden Campingplatz. Die 65,-- € für eine Übernachtung empfinden wir als deutlich überzogen, aber wir haben auch keinen Nerv mehr weiterzusuchen. Das Wetter ist regnerisch und so macht es auch nicht viel Spass die Stadt mit dem Rad zu erkunden.

Ich möchte unbedingt „Les Machines de l’île“ besuchen. Insbesondere die im Internet zu findenden Fotos von dem gigantischen maschinellen Elefanten haben mich begeistert. Leider wird der Elefant gewartet und steht nur langweilig oder gelangweilt – wie man es nimmt – in der Halle herum. Bei der Besichtigung der anderen mechanischen Tiere hält sich unsere Begeisterung auch in Grenzen. Leider irgendwie ein Reinfall auf ganzer Linie.

Nantes „Les Machines de l’île“

Der Ort Clisson im Departement Loire-Atlantique, hat sich im Ortskern einen mittelalterlichen Charakter bewahrt. Wir finden einen Parkplatz an der Hauptstraße und machen zu Fuß einen Abstecher in die Stadt. Da das Wetter nicht richtig mitspielt bleibt es bei enem kleinen Rundgang und einer Besichtigung des Château de Clisson von außen.

Die Abteiruine Maillezais ist eine ehemalige Benediktinerabtei in der Région Pays de la Loire. Die Gründung durch Herzog Wilhelm IV. Eisenarm von Aquitanien ist für das Jahr 989 beurkundet. In den Religionskriegen brannte die Abtei nieder und wurde 1589 von den Hugenotten zu einer befestigten Niederlassung umgebaut. Papst Innozenz X. besiegelte 1648 den weiteren Abstieg der Abtei, indem er die Bischofswürde nicht mehr an Maillezais, sondern an das Bistum La Rochelle verlieh.

Abteiruine Maillezais
Abteiruine Maillezais

In der Französischen Revolution wurden die zu diesem Zeitpunkt noch bestehenden Gebäudeteile zu Abbruchzwecken verkauft. So benutze man die Anlage als Steinbruch, dem bereits behauene Steine ohne großen Aufwand entnommen werden konnten. Diese Abbruchtätigkeiten haben deutlich mehr Baumasse zerstört als die vorherigen Kriegsauswirkungen.

 

1872 übernahm der Staat die Ruinen der Abtei und 1923 wurden sie unter Denkmalschutz gestellt, was dann auch die Finanzierung von Restaurierungsmaßnahmen ermöglichte.  

 

Nähert man sich dem Gebäude der ehemaligen Abteikirche von Nordwesten, täuschen die hoch aufragenden Bauteile des nördlichen Seitenschiffes, einer Kulisse ähnlich, einen recht ordentlichen Erhaltungszustand vor. Betritt man das Gebäude aber, so stellt man fest, dass kaum noch etwas von dem ursprünglichen Gebäude erhalten ist. Weiße Mamorquadrate in einer Grasfläche zeigen die Position der ursprünglich vorhandenen Säulen des einstigen Kirchenschiffes und niedrige Mauern zeichnen die weiteren Umrisse der ehemaligen Kirche nach.

Abteiruine Maillezais , Steinkopf, Steinhand, Steinmetz Kunst
Abteiruine Maillezais, Steinfuß, Steinmetzkunst

Die frühere Größe des Innenraumes der Abteikirche lässt sich gut von den Ruinen des Südturmes aus betrachten, die für die Begehung durch Besucher geöffnet sind. Mit rd. 90 Metern Länge und 20 Metern Breite verdeutlichen die großen Dimensionen der Ruine die einstige Bedeutung der Abtei Maillezais.

 

Ein interessanter Blickfang sind auch die im Umfeld der Abtei wie zufällig verstreut herumliegenden steinernen Körperteile. Der gewaltige Kopf, ein Arm und ein riesiger Fuß sind allerdings das Werk eines Künstlers aus heutiger Zeit.

Ruine der Abtei Maillezais

Unser Besuch in La Rochelle ist eine spontane Entscheidung und war im ursprünglichen Reiseplan gar nicht enthalten. Die Fotos der letzten Wochen zeigen durchaus viel Sonne, doch die Bilder trügen. Das Wetter ist sehr durchwachsen und der nächste Regenschauer nie weit entfernt. Dazwischen klart aber meist wieder der Himmel auf und diese Momente nutze ich nach Möglichkeit für die Fotos.

La Rochelle, alter Hafen Vieux Port und Altstadt
Tour de la Lanterne , La Rochelle

La Rochelle hat rd. 79.000 Einwohner und liegt in Westfrankreich. Es ist die Hauptstadt des Départements Charente-Maritime in der Region Nouvelle-Aquitaine.

 

Die Lage am Atlantik am Golf von Biscaya verschafft der Stadt ein mildes Klima, was sich in der üppigen, mediterranen Bepflanzung einiger Gärten niederschlägt, da mit Frosttemperaturen hier nicht zu rechnen ist.

Stadttor im Uhrenturm "Porte de la Grosse-Horloge" , La Rochelle

La Rochelle ist ein wichtiges Schifffahrts-, Handels- und Fremdenverkehrszentrum und man vermutet, dass die Gründung der Stadt im 10. Jahrhundert vorgenommen wurde. Eleonore von Aquitanien verlieh La Rochelle 1199 das Stadtrecht, verbunden mit Selbstverwaltung und eigener Gerichtsbarkeit. Bis zum 15. Jahrhundert behielt La Rochelle den größten Hafen Frankreichs an der atlantischen Küste. Gehandelt wurde hauptsächlich mit Wein und Salz. Auch wenn die internationale Schifffahrt in La Rochelle nur noch eine geringe Rolle spielt, ist der Hafen immer noch ein wichtiger Fischereihafen. Inzwischen ist aber der Tourismus ebenfalls ein sehr bedeutender Wirtschaftszweig in La Rochelle.

Hafenportal von der Stadtseite aus, Tour St. Nicolas und Tour de la Chaîne
Hafenportal von der Stadtseite aus, Tour St. Nicolas und Tour de la Chaîne
Tour de la Lanterne, La Rochelle, Detail Turm

Obwohl der in Maps Me verzeichnete Wohnmobilstellplatz nicht mehr existiert, haben wir Glück und finden ganz in der Nähe einen ruhigen Parkplatz, von dem die Innenstadt fußläufig gut zu erreichen ist.

 

Nach kurzer Zeit kommen wir am alten Hafen dem "Vieux Port" mit seinen zwei mächtigen Wehrtürmen, dem Wahrzeichen von La Rochelle, an. Dort ist ein kleiner Jahrmarkt aufgebaut und wir gönnen uns eine Fahrt mit dem Riesenrad. Das ist genau der richtige Platz um sich einen Überblick zu verschaffen und ich kann auch prima Luftbilder vom Hafen und der Altstadt machen.

Anschließend machen wir entlang der alten Stadtmauern einen Rundgang um den Hafen, schauen uns die Wehrtürme an und gehen dann durch das Stadttor im Uhrenturm "Porte de la Grosse-Horloge" in die Altstadt. Leider ist mittlerweile das Wetter zu trübe um schöne Fotos zu machen und da die nächsten Regenwolken schon im Anmarsch sind machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Sprinter.

Stadtbesichtigung La Rochelle

Wir fahren durch den Ort Fouras-les-Bains auf die Spitze der Halbinsel. Hier mündet der Fluss Charente in den Atlantik und von hier fahren auch die Fähren auf die Île-d’Aix. Wir begnügen uns mit einem schönen Spaziergang um die Halbinsel, da das wechselhafte Wetter nicht zu einer Fahrradtour auf der Insel einlädt. Von der Spitze der Halbinsel haben wir einen guten Ausblick auf die Île-d’Aix , Ford Boyard und Fort Enet. Das Kamerazoom bringt uns die Gebäude auch ohne Schiffspassage näher.

Fouras-les-Bains
Fouras-les-Bains
Blick auf die Île-d’Aix
Blick auf die Île-d’Aix
Fort Boyard, Festung im Meer

Fort Boyard ist eine Festung die zur Sicherung der Mündung des Flusses Charente erbaut wurde.

Das Fort hat einen ovalen Grundriss und ist 68 Meter lang und 31 Meter breit.

 

Schon wenige Jahre nach seiner Fertigstellung wurde es in ein Gefängnis umgewandelt.

 

Fort Enet

Fort Enet (Bild oben) liegt zwischen Fouras-les-Bains und der Insel Aix und kann bei Ebbe auch zu Fuß erreicht werden. Es wurde gebaut, um die Verbindung zur Insel Aix zu schützen. Die Parkplätze an der Inselspitze sind überfüllt und zum Übernachten nicht geeignet, aber wir finden in der Nähe eines kleinen Wäldchens einen guten Platz an einer kleinen Straße und verbringen auch die Nacht hier.

Auch der Besuch der Zitadelle von Blaye ist eine der nicht geplanten Besichtigungen dieser Tour. Bei der Durchreise fällt uns die große Festungsanlage auf und wir parken auf dem kostenpflichtigen Parkplatz direkt am Fuß der Zitadelle.

Lageplan Citadelle de Blaye

Die Citadelle de Blaye liegt am östlichen Ufer der Gironde nahe der flussaufwärts gelegenen Stadt Bordeaux. Um diese von der Meeresseite zu schützen wurde in der Nähe der Flußmündung im 17. Jahrhundert die Zitadelle errichtet, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Die Mündung der Gironde ist im Übrigen der größte Mündungstrichter in Westeuropa!

Am Ostufer der Gironde erhebt sich die Zitadelle auf einer felsigen Anhöhe über den Fluss und erstreckt sich über 33 Hektar. Diese exponierte Lage machten sich bereits die Römer mit dem 'Castrum Blavia' zunutze.

Zitadelle de Blaye

Die Erkundung der Zitadelle ist eine sehr angenehme Überraschung. Befestigungsmauern, befestigte Tore, Kasernen, Gefängnis und Pulvermagazin zeugen von der militärischen Vergangenheit der gewaltigen Anlage. Inzwischen hat sich aber ziviler Charme durchgesetzt und ein kleines Dorf punktet mit schönen Cafes und netten Lädchen, in denen regionale Handwerker ihre Produkte anbieten. Es macht Spaß durch die Gassen zu schlendern und die Citadelle de Blaye zu erkunden. Auch die Aussicht auf den Fluss Gironde und die Stadt Blaye ist sehr schön. Das alles wird übrigens ohne Eintrittszahlung geboten.

Zitadelle von Blaye (Citadelle de Blaye)

Segelboote bei Ebbe

Wir sind auf der Suche nach einem ruhigen Übernachtungsplatz. Es gibt schon ein paar Parkmöglichkeiten in Meeresnähe, aber keiner passt so richtig.

 

Meistens liegen an den Zuflüssen viele kleine Segelboote und die Leinen der Takelage klingeln im Wind. Nicht unbedingt das Geräusch, was man die ganze Nacht um die Ohren haben möchte. Da Ebbe und Flut auch in die Flußarme hineinreichen, liegen auf diesem Bild - zumindest kurzfristig - alle Segelboote auf dem Trockenen. Ein ungewohntes Bild.

Nach einiger Zeit werden wir dann doch fündig. Friedhöfe haben sich bislang immer als sehr ruhige Übernachtungsplätze herausgestellt. Dieser kleine Friedhof ist mit seinen alten Grabsteinen sogar richtig stimmungsvoll.

Wir haben von der Höhe Pair-non-Pair gelesen und steuern diese nun an. Sie ist mit knapp 30 Metern Tiefe zwar klein, aber es ist eine der ältesten von Menschen verzierten Höhlen, die bislang entdeckt wurden. Bei dem Wandschmuck handelt es sich um heute farblose Gravuren. Aus winzigen Farbfragmenten konnte man aber schließen, dass sie ursprünglich farbig waren, wobei man nicht genau weiß, ob die Farbe nur die Konturen markierte oder flächig aufgetragen war. François Daleau, der die Höhle 1881 entdeckte, war ein sehr gründlicher Mensch und verbrachte 30 Jahre seines Lebens damit, akribisch über 15.000 Werkzeuge und 6.000 Knochen in der Höhle freizulegen. Hieraus ließ sich ableiten, dass die Grotte de Pair-non-Pair über einen extrem langen Zeitraum bewohnt war.

Zusammen mit einer deutschen Motoradtouristin sind wir die einzigen Besucher der Höhle und erhalten quasi eine Privatführung. Diese erfolgt in sehr gut verständlichem Englisch und die Führerin vermittelt uns so viele Informtionen, dass über die überschaubare Größe der Höhle keinerlei Enttäuschung aufkommt. Mit Anleitung durch unsere Führerin entdecken wir die Darstellungen von Pferden, Bisons, Steinböcken, Hirschen und Mammuts. Ohne sie hätten wir noch nicht mal einen Bruchteil davon gesehen! Trotz ihrer bescheidenen Größe diente die Höhle mehr als 60.000 Jahre lang als Lebensraum für Menschen. Da halten Gebäude aus unserer Zeit nicht mit! Aufgrund der Bedeutung der hier entdeckten Funde für die Wissenschaft wurde die Höhle im Jahr 1900 als historisches Denkmal eingestuft. Da in der Höhle nicht fotografiert werden darf, wurden die Bilder die den Höhleninnenraum zeigen von Plakaten in dem angeschlossenen kleinen Museumsteil der Anlage abfotografiert.

Grotte de Pair-non-Pair

Unser Ziel in Arcachon ist die Winterstadt (Ville d’Hiver ). Auf einer Fläche von ca. zehn Hektar ist das Stadtviertel Ville d’Hiver d’Arcachon eines der ungewöhnlichsten Villenvierteln aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Nachdem wir den Sprinter auf einem kostenfreien Wohnmobilstellplatz direkt an einer großen Hauptstraße abgestellt haben machen wir uns zu Fuß auf den Weg in den oberen Teil der Stadt, in dem die alten Villen liegen.

Ville d’Hiver d’Arcachon

Es ist wie ein Ausflug in eine andere Zeit! Die Architekten haben ihrer Kreativität und den Wünschen ihrer Bauherren freien Lauf gelassen. Bauvorschriften anscheinend Fehlanzeige. Vom Stil eines Schweizer Chalets bis zum maurischen Pavillon ist alles vorhanden. Exzentrisch verzierte Balkone, Türmchen, Hausfassaden werden kombiniert mit, extravaganten Dach-konstruktionen, fantasievollen

Fenstern und außergewöhnlichen Treppen.

 

Ville d’Hiver d’Arcachon

Das Ganze liegt dann eingebettet in fast tropisch anmutenden großen Gärten. Ein Paradies für alle Architekturbegeisterten!

Aussichtsplattform Sainte-Cécile, Ville d’Hiver d’Arcachon

Ein weiteres Highlight – im wahrsten Sinn des Wortes – ist die Aussichtsplattform Sainte-Cécile. Über die Fußgängerbrücke Saint-Paul gehen wir zu dem außergewöhnlichen Turm. Diese Brücke verbindet mit 30 Metern Länge zwei gegenüberliegende Hügel und der Blick kann 15 Meter in die Tiefe schweifen. Wen das schon schwindeln lässt, der sollte den Aussichtsturm nur von unten bestaunen. Der junge Gehilfe des leitenden Architekten erreichte übrigens später Weltruhm. Sein Name: Gustave Eiffel.

Eine Wendeltreppe führt 25 Meter nach oben. Optisch macht der Turm einen filigranen aber durchaus stabilen Eindruck. Beim Aufstieg entwickelt er allerdings ein gewisses Eigenleben und einen durchaus gut spürbaren Bewegungsdrang. Das vermittelt trotz der nicht ganz so gewaltigen Höhe ein ziemlich abenteuerliches Feeling. Wenn einem auf der schmalen Wendeltreppe dann noch Besucher entgegenkommen macht das besonders viel Spass.
Auf der hölzernen Plattform angekommen, belohnt uns eine weite Aussicht über Arcachon und das Meer. Auch der Blick von oben auf das Villenviertel ist hübsch. Der Abstieg ist gefühlt noch wackeliger als der Aufstieg und ein plötzlicher Regenschauer veranlasst uns den Rückweg zu beschleunigen.

 

Ville d’Hiver d’Arcachon

Am Tag darauf erreichen wir die Dune du Pilat, die höchste Wanderdüne Europas. Das Wetter ist immer noch wie im April und kurz bevor wir die Parkplätze erreichen geht mal wieder ein kräftiger Schauer nieder. Dann jedoch klart der Himmel auf und wir sputen uns die Düne zu erreichen. Es gibt eine Holztreppe, die auf die Düne führt und wer schon einmal eine Sanddüne ohne solch ein Hilfsmittel erklommen hat weiß wie anstrengend das ist. Wir wissen dieses Angebot zu schätzen und machen uns an den Aufstieg.

Dune du Pilat

Einen Vorteil hat das unbeständige Wetter allerdings – es sind nur wenige Besucher vor Ort und das finde ich für die von mir geplante Fotosession sehr gut. Wenn man bedenkt, dass jedes Jahr deutlich mehr als 1 Million Touristen die Düne besuchen - sie gilt damit nach dem Mont-Saint-Michel als das Naturdenkmal mit den zweitmeisten Besuchern in Frankreich - ich bin froh, dass wir in der Nachsaison hier sind. Die Parkplätze, Verkaufsbuden etc. sind gewaltig und vermitteln einen guten Eindruck was hier im Sommer los seien muss.

Ein paar Daten:

Die Dune du Pilat ist fast 3 km lang, bis 102 Meter hoch und rd. 600 Meter breit. Auf der dem Meer zugewandten Seite beträgt die Steigung zwischen 7 bis 13 Grad. Auf der Landseite ist die Steigung mit 19 bis 29 Grad deutlich stärker. Seit 1978 steht die Dune du Pilat unter Naturschutz und sie ist gleichzeitig ein Teil der Uferzone des Meeresnaturparks Bassin d’Arcachon.

Dune du Pilat

Ende des 19. Jahrhunderts betrug die Höhe der Düne nur 80 Meter. Starke Winde transportierten kubikmeterweise erodierten Sand zur Düne, ließen sie auf 118 Meter anwachsen. Außerdem trieben sie die Düne dabei mit einer Geschwindigkeit zwischen 1 und 5 Metern pro Jahr nach Osten. Heutzutage ist die vom Wind transportierte Sandmenge geringer und die Düne verliert wieder an Höhe.

Auf dem Dünenkamm angekommen ist das Panorama einfach fantastisch. Mit Blick auf den umgebenden Kiefernwald fragt man sich wo der ganze Sand eigentlich herkommt? Und warum gerade hier? Die Antwort liegt in einer gewaltigen vor der Düne im Meer liegenden Sandbank, die bei Ebbe eine Fläche von 8 Quadratkilometern erreicht - ein gigantisches Sandreservoire. Hinzu kommt, dass das Bassin d'Arcachon der einzige Einschnitt im sonst gerade verlaufenden Küstenabschnitt zwischen der Gironde-Mündung im Norden und der spanischen Grenze im Süden ist. Meer und Wind sorgen also für ausreichend Nachschub und die Düne wälzt sich langsam aber sicher mit 1 bis 5 Metern pro Jahr immer weiter landeinwärts.

Dune du Pilat